Mittwoch, 7. Juni 2017
Ein saublöder Tag
Heute war ein “saublöder Tog“.
Nachdem wir letzte Woche viel geweint aber auch so viel gelacht haben wie lange nicht mehr, ist diese Woche die Stimmung ziemlich mies. Jeder hängt traurig rum und zieht sich viel zurück. Am Wochenende war ich zu Hause. Nach 24 Stunden war ich soweit, dass ich wieder “heim“ in die Psycho-somatische Klinik wollte. Es war mir alles viel zu viel und zu stressig. Ich frage mich wie ich bis jetzt meinen Alltag bewältigt habe. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass ich das “normale“ Leben wieder schaff, wenn ich in 4 Wochen wieder entlassen werde.
Naja, ich denke schon, dass ich noch das Handwerkszeug dafür bis dahin von den Ärzten hier bekomme. Ich hoffe es jedenfalls.
Die Ärztin hat mich heute gefragt, warum ich eigentlich so spät hierher gekommen bin. Und ob ich immer noch glaube, den anderen gehe es viel schlechter als mir und ich hätte nicht die Berechtigung hier zu sein.
Ich hatte keinen Arzt gefunden, der mir bis jetzt geholfen hat. Und vorher konnte ich nicht glauben, dass ich “krank“ bin. Ja, ich war immer müde und hatte das Gefühl, ich kann nicht mehr. Konzentrieren wurde schwierig und dass ich mir was merken kann. Und es zwickte da und dort. Aber ich dachte, ich muß mich eben mehr zusammenreißen und andere schaffen das doch auch. Ich habe es als Fehler und Schwäche meinerseits gesehen. Bis ich soweit war, dass ich keinen Ausweg mehr gesehen habe. Ich konnte nicht mehr für mein Kind da sein. Bis vor 18 Monaten habe ich Vollzeit gearbeitet. Jetzt arbeite ich nur 20 Stunden die Woche und bin trotzdem manchmal nachmittags zu k.o. um mit meinen Sohn zu spielen oder was zu unternehmen. Er ist jetzt 10. Das kann doch nicht mehr sein. Dass es mir jetzt nicht endlich besser geht, was soll ich jetzt noch machen, was in meiner Macht steht. Und nach langem Suchen habe ich einen Arzt gefunden, der sagte, er schreibt mich erstmal 3 Wochen krank, ich bräuchte eine Auszeit und er empfiehlt mir, in eine psychosomatische Klinik zu gehen, wenn ich nicht so lange warten will, bis gar nichts mehr geht. Als ich wieder im Auto saß habe ich geheult vor Erleichterung. Eine Auszeit, Gott sei Dank, ich hatte eh in der Arbeit nichts mehr gebracht, nur noch müde. Und das, wo ich immer viel geleistet habe in der Arbeit und mir das immer so wichtig war. Jetzt bin ich in der Klinik und hoffe es wird mir hier geholfen.

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Mittwoch, 31. Mai 2017
Geht ja gleich voll los.
Das Wochenende bin ich ja gleich in medias res gegangen. Am Freitag hatte ich zwei Gespräche schon, in denen es um meine Kindheit und die ersten Beziehungen ging. Und da habe ich auch gleich 2 Aufgaben mitbekommen. 1. Herauszufinden, warum mich jetzt seit dem ich da bin, die ganze Zeit hungert. Nach was hungert es mich? Also nicht nach welchen Essen, sondern psychologisch gesehen. 2. Warum war Mister X meine erste große Liebe.

Jetzt habe ich ja meine Tagebücher von früher mitgenommen und konnte daher gut meiner Erinnerung auf die Sprünge helfen. Es war wie eine Zeitreise! Es ist ein Wahnsinn! Was ist da alles passiert, das weiß man ja so viel später gar nicht mehr genau. Ja, es ist sogar teils so, dass man sich anders erinnert, als es wirklich war. Kein Wunder, dass sich Menschen, die das gleiche erlebt haben, unterschiedlich erinnern. Es wird einen auch so vieles plötzlich klar. Man wird an Erlebnisse aus der Vergangenheit erinnert und versteht jetzt erst, wie sich das auf das heute, wie es einem heute geht, ausgewirkt hat.

Ich möchte auch gerne die Männer zum Tagebuch schreiben oder ein Blog oder Kalendernotizen oder wie man es nennen mag, führen, motivieren. Mein Sohn sagte kürzlich zu mir :“Mama, Tagebuch schreiben ist doch was für Mädchen! “ Ich finde nicht. Es gab berühmte Persönlichkeiten, die Tagebücher, z.B. Reisetagebücher geschrieben haben. Bei Gelegenheit muss ich da mal nach ein paar Beispielen recherchieren. Gerade, wenn man über seine Probleme oder Gedanken nicht oder wenig mit jemanden spricht, ist das sehr entlastend. Es wird wirklich leichter. Und es ist ein Goldschatz diese Notizen später wieder zu lesen. Vieles wird einem mit nachhinein klar und hilft einem das Jetzt zu verstehen und die Zukunft zu gestalten.

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Donnerstag, 25. Mai 2017
Alles neu macht der ... 1. Tag in der "Stress" Klinik
Was geht denn hier ab?
Gestern vormittag bin ich also in der psychosomatischen Klinik angekommen. Ist alles total neu. Habe mich auch noch gar nicht groß an jemanden angeschlossen. Sonst tue ich mich leicht damit, aber im Moment, will ich gar nicht so recht. Es ist zwar unangenehm beim Essen sitzen und sich (noch) nicht zu einer Gruppe gehörig zu fühlen, aber eigentlich bin ich ja froh, wenn ich mal meine Ruhe habe. Ich brauche es, mal für mich zu sein und das hatte ich ja lange nicht. Es reicht mir leider dazu auch nicht mal ein Tag, ich brauche irgendwie mehrere Tage, um runterzukommen und wieder auf mich zu hören. Und diese mehreren Tage habe ich im Alltag als berufstätige Mama und Ehefrau und Tochter ja nicht. Utopisch!

Einen Termin mit der Ärztin hatte ich ja gestern schon. Aber statt 100 Minuten waren es nur 70 und sie hat schon auf die Uhr gesehen, ich weiß nicht. Naja will ja nicht schon wieder bei Kleinigkeiten rumkritteln. Es ist halt schon erschreckend wie hoch oft die Rechnungen der Ärzte und Krankenhäuser an die Krankenkassen sind. Naja, egal. Und dann wieder bekommen Ärzte von Kassenpatienten übers ganze Quartal erschreckend wenig. Ich verstehe es nicht.

Gut, dass heute Feiertag ist, ich habe 3,5 Stunden einen 12 seitigen Fragebogen ausgefüllt. Wie es mir geht, zu meiner Kindheit, Eltern, Ehe, Beruf, zu mir, meine Ziele, mein Lebenslauf.... Mir ist halt viel eingefallen. Die eine sagte zu mir, Sie hätte 1-2 Stunden gebraucht. Also keine Angst, falls es Euch mal bevorsteht, so einen Fragebogen auszufüllen: Bei Euch muss es nicht so lange dauern wie bei mir.

Wie ich die anderen verstanden habe, werden die Tage dann recht "stressig". (Witzig - im Krankenhaus gegen den Stress! ;-) ). Also viele Termine. Oh je, hoffentlich schaffe ich das dann. Und hoffentlich hilft es mir hier auch. Es gibt hier ja einige, die schon mehrmals hier waren. Alle, die ich gehört habe sind zufrieden, aber Sie sind nochmal hier.... Na gut, das eine habe ich verstanden, es sind eben neue Themen aufgetaucht, die zu bearbeiten sind. Das leuchtet mir ja schon ein.

Ich habe ja meinem Arbeitgeber keine Diagnose genannt. Ich will nicht in eine Schublade gesteckt werden, die hält nichts aus. Und wenn ich mich intern bewerben möchte, heißt es vielleicht hinter vorgehaltener Hand: "Nimm die nicht, die hatte schon mal Burnout, die ist nicht belastbar."
Blöd ist jetzt nur, dass auf der Krankmeldung der Name der Klinik brangt, das ginge ja noch, die hat ja verschiedenen Abteilungen, aber es steht auch die Station drauf und da ist es doch ein leichtes zu googeln und herauszufinden, das eine "Psycho"-Abteilung ist. Werde morgen mal mit der Ärztin sprechen, ob es auch eine Krankmeldung ohne Station gibt oder ob ich die Station durchstreichen (unkenntlich) darf. Ich frage mich auch, ob ich die Krankmeldung direkt zur Personalabteilung schicken darf. Normal muss ich die AU-Bescheinigung zur Sekretärin meiner Abteilung senden und die gibt es an die Personalabteilung weiter. Aber selbst wenn, wird es mir nicht helfen. Wenn mein Chef die Personalabteilung fragt, wird die ihm bestimmt sagen, wer die Krankmeldung ausgestellt hat, auch wenn die es vielleicht nicht dürften.

Wie ist das bei Euch? Hattet Ihr schon mal eine ähnlich Situation? Habt Ihr schon mal die Diagnose Eurem Arbeitgeber gegenüber verschwiegen?

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